Nützlingsförderung im Weinberg
In der ökologischen Landwirtschaft ist eine hohe Biodiversität und die von ihr ausgehende Selbstregulation von großer Bedeutung. Nachhaltigkeitsdenken kann in der Landwirtschaft zu einer Verbesserung der Biodiversität beitragen und das ökologische Gleichgewicht zu erhalten. Dabei werden auch die Nützlinge gefördert, die zu einer natürlichen Regulation von Schädlingspopulationen beitragen ohne bzw. geringen Einsatz von Pestiziden.
Als Nützlinge werden Tiere bezeichnet, die als natürliche Gegenspieler von Schädlingen auftreten und diese bekämpfen. Darunter zählen unter anderem Eidechsen, Insekten fressende Vögel und Säugetiere wie Igel und Spitzmaus. Das größte Nützlingspotenzial in Rebflächen stellen allerdings die Gliederfüßer (Arthropoda), zu denen die Insekten und Spinnentiere gehören (Quelle Vitipendium).
Die Nützlinge kann man in Räuber (z.B. Marienkäfer, Florfliege, Tausendfüßler) und Parasitoide (z.B. Schlupf- und Erzwespen, Raupenfliegen) unterteilen. Während Räuber die Schaderreger oder dessen Eier vertilgen bzw. aussaugen, legen Parasitoide ihre Eier in oder an das Nährtier (= Wirt) oder dessen Eier, Larven- oder Puppenstadien. Die Parasitoidenlarve ernährt und entwickelt sich im Wirt, unmittelbar vor der Verpuppung stirbt der Wirt ab.
Grundsätzlich tragen folgende Maßnahmen zur Nützlingsförderung bei:
- Schonung und Erhaltung von Naturschutzflächen
- Anlegen von Hecken und Ackerrandstreifen zur Verbesserung der Lebensbedingungen zahlreicher Nützlinge
- Anbau von Nektar- und Pollenpflanzen oder Anbieten von Lockpflanzen zur Bindung räuberischer Insekten (Florfliegen, Schwebfliegen)
- Anlegen von geeigneten Verstecken und Überwinterungsstellen für Nutzinsekten und Raubmilben
- Nist- und Brutkästen für Vögel und Fledermäuse
- Stein- und Reisighaufen als Unterschlupf für räuberische Kleinsäuger
Gliederfüßer (Arthropoda)
Nützlinge | Beutetiere/ Rebschädling | Fördermöglichkeiten |
Spinnentiere (Arachnida): Raubmilben (Mesostigmata), Weberknechte (Opiliones), Webspinnen (Araneae), Hundertfüßer (Chilopoda) | Kräusel-, Pocken-, Spinn- und Rostmilben, Diverse Schädlinge, Grüne Rebzikade, Kleinschmetterlinge, Blattlauskolonien, Nacktschnecken, Diverse Schädlinge | • Geringer Pestizideinsatz • Erhalt der Nischenvegetation • Anwendung Breitbandpestizide • Verzicht auf intensive Bodenbearbeitung |
Hautflügler (Hymenoptera): Blatt-, Falten-, Grabwespen (Trichogramma-Erzwespen) | Blattläuse, Schädliche Insekten, Maiszünsler, Pflaumenwickler | • Naturnahe Strukturen zur Überwinterung • Breites Angebot an Blütenpflanzen |
Käfer (Coleoptera): Kurzflügler, Laufkäfer, Marienkäfer, Weichkäfer | Rübenfliege, Getreideblattläuse, Fliegen- und Kartoffelkäferlarven, Blattläuse, Milben, Mehltaupilze, Blattlaus | • Schaffung Versteckmölichkeiten • Toleranz gegenüber Beikräutern • Vericht auf Insektizide • Verzicht auf Breitbandpestizide • Pflege artenreicher Naturwiesen • Sorgfältige Auswahl der Pflanzenschutz- maßnahmen • Gezielte Pflege von Doldengewächsen |
Netzflügler (Neuroptera): Florfliegen, Taghafte, Ohrwürmer | Blattlaus, Spinnenmilbe, Schmetterlingsraupen | • Nützlingschonende Pflanzenschutz- maßnahmen • Schaffung von Versteckmölichkeiten |
Zweiflügler (Diptera): Gallmücke, Raubfliege, Raupenfliegen, Schwebfliege | Blattläuse | • Vermeidung von Pestizideinsatz • Breites Pflanzenangebot |
Wirbeltiere (Chordata)
Nützlinge | Beutetiere/ Rebschädling | Fördermöglichkeiten |
Kriechtiere (Reptilia): Echte Eidechse, Schleichen, Schlangen | Nacktschnecken, Mäuse, Heuschrecken, Zikaden | • Feldränder/Böschungen • Anlage von Trockenmauern |
Vögel (Aves): Sperlingsvogel | Apfelwickler-Larven | • Bereitstellung von Röhren als Übernachtungsquartier |
Greifvögel (Falconiformes): Turmfalke, Mäusebussard, Eule | Große Schadinsekten, Mäuse | • Bereitstellung von Nistmöglichkeiten |